aparte gewächse, für kurze zeit in die luft gezeichnet
eine ungewöhnliche kunstpräsentation gibt es ab morgen abend in der klosterser galerie tuchamid zu sehen.
das künstlerduo aina zeigt "luftzeichnungen", die sich immer wieder verändern.
von anne schellhorn
klosters. - bis vor kurzem wurde in der galerie tuchamid in klosters noch gearbeitet.
beim besuch der schreibenden liegen klebeband, nylonfaden und nadeln auf den böden der beiden galerieräume.
ausserdem haufenweise getrocknete vertreter des pflanzenreiches die nun fern ihres heimischen lebensraumes eine
neue, eine künstlerische bedeutung finden. dazwischen das künstlerduo aina. bettina wachter und daniela sanwald nähen,
kleben, knüpfen. oder anders: sie zeichnen. auf eine recht unkonventionelle art und weise.
in zwei räumen entstehen zwei ganz unterschiedliche formen der dreidimensionalen grafik.
im eingangsraum der galerie schwingt sich seetang tänzerisch-poetisch in die luft.
im grösseren nebenraum hängen küchentuchgrosse blätter der jurassischen pestwurz von der decke.
zusammengefügt zu silbrig-schimmernden arrangements, zu landkarten eines dialogs zwischen mensch, ort und natur.
natur in neuer form
seeluft in der nase, algen in der tasche: das duo reist gerne an die küste, lässt sich von landschaften
inspirieren – und bringt vegetarisches arbeitsmaterial mit. die leichtigkeit der erstarrten meerespflanze
inspirierte das duo schon zu früheren arbeiten. für das projekt "luftzeichnung" fügt es die
kautschukfarbenen algenbänder zu einer grafik fern von blatt und wand zusammen. gehalten nur von nadel, nylonfaden und diversen
sorten von klebebändern, die einen glitzernden oder auch farblichen kontrast zum naturprodukt pflanze darstellen.
"das durchsichtige klebeband lässt uns schnell arbeiten, seine transparenz gibt der arbeit einen zusätzlichen glanz,
fängt je nach tageszeit unterschiedliche lichtstimmungen ein. und bringt die pflanzen von der natur zur kunst“, erklärt
wachter.
fruchtbare zusammenarbeit
das beobachten der natur, die faszination von naturphänomenen, das faible für naurmaterialien – all das hat die malerinnen
wachter und sanwald vor sechs jahren künstlerisch zusammengebracht. seit 2004 realisieren sie neben soloprojekten gemeinsam
installationen – als duo aina, dem finnischen wort für "immer". diese kooperation nennen beide einen glücksfall.
das wichtigste bei ihrer zusammenarbeit sei die gleichberechtigung im arbeitsprozess, erklären beide. eine aufgabenverteilung
à la ideenlieferantin und handwerkerin innerhalb der gemeinschaftsarbeit gebe es nicht. "beide müssen beides machen",
sagt sanwald.
die gemeinsame arbeitsweise beschreibt wachter so: "wir arbeiten nicht konzeptionell. wir haben ideen und strukturen im kopf,
wir probieren aus. eine fängt an zu arbeiten, die andere übernimmt." und sanwald ergänzt: "es ist die spannung
auf das mögliche ziel und der gemeinsame wunsch, weiterzukommen, die unsere zusammenarbeit so interessant für uns macht."
fertig – bis auf weiteres
spannend wird auch die entwicklung der "luftzeichnung" in den nächsten vier monaten sein. denn: zur morgen stattfindenden
vernissage sind die arbeiten zwar fertig. aber nur vorübergehend. dann wird aina wieder zu nadel, faden und klebeband greifen
und neu anfangen zu "zeichnen". die installation "in progress" wird sich vier monate lang immer wieder verändern. aina wird
wieder und wieder beginnen, neue ideen umzusetzten; frisches blattmaterial vom jura sammeln, aber auch speisetang und lotusblätter
aus dem asialaden auf ihre kunsttauglichkeit testen. der besucher darf also gespannt sein, în welcher gewandelten form sich ainas
zeichnungen demnächst zeigen werden. und wachter und sanwald werden vermutlich genauso gespannt sein.
ausstellung "luftzeichnung – work in progress" in der galerie tuchamid, landstrasse 211, klosters. ab morgen bis 18. September.
weitere information unter
www.tuchamid.ch
die südostschweiz / freitag,14.mai 2010